Liebe Internetgemeinde,

 

Samstag Morgen, 08:00, ein Konsumtempel eurer Wahl...

Ihr wißt nicht von was ich rede? Also, stellt euch folgende Situation vor.  Es war kurz nach 04:00 Uhr Morgens. Ihr wurdet aus euren wundervollen Träumen gerissen >>Aufstehen, 04:00 Uhr. Du willst doch Arbeiten gehen<< (von Wollen kann nicht die Rede sein. Müßen wäre da schon korrekter), tranig in eure Klamotten gestiegen, Augen immer noch krampfhaft geschlossen, Haustür auf und den noch innen steckenden Schlüssel einfach ignoriert. Im Wachkoma zur Arbeit gefahren, bis um kurz vor 07:00 Uhr rumgewurschtelt (effektiv gearbeitet war das um diese Uhrzeit ja noch nicht), ins Auto gleiten lassen, Autopilot und Wachkoma wieder aktiviert und zurück in Richtung warmes Bett und Schlaf.

Ungefähr 200m vor der Haustür den üblichen Geistesblitz >>Scheisse!!! Der Haustürschlüssel steckt ja noch von innen! Ich kann mich ja  gar nicht leise, still und heimlich wieder reinschmuggeln. Der bringt mich um! Erst muß er mich um 04:00 Uhr wecken und dann um 07:00 Uhr wieder reinlassen.  Ohoh.<< Also was macht ein verzweifeltes Huhn? Erst mal einkaufen. Gott sei Dank haben ja ab 07:00 Uhr schon die Bäcker auf. Danach erst nochmals überlegt: Kann ich den Helden schon um 07:30 Uhr wecken? Nene, lieber nicht.  Der würgt mich sonst bis zur Bewußtlosigkeit wegen meiner Schusseligkeit.  Also ab zum Konsumtempel meiner Wahl. Noch die 10 Minuten mit höllischen Kopfschmerzen bis zur offiziellen Öffnung im Auto gewartet, mit Blick zur Eingangstür. Ihr kennt doch alle die Bilder, zweimal im Jahr, Eröffnung des Schlußverkaufs? Legionen von Menschen drängen sich bei Hertie, C&A, Kaufhof vor der Eingangstür und trampeln sich fast gegenseitig tot?  Genau so sieht es auch an einem alltäglichen Samstag Morgen in Bauschheim bei REAL,- ™ aus. Ehepaare, Singles, Lebensmüde, Verzweifelte, alle drängten sich um die Eingänge, drückten sich gegenseitig die Einkaufswagen in die Nieren, scharrten ungeduldig mit den Hufen. Das erinnerte mich an Bilder von traditionellen Herdenauftrieben. Die Cowboys jagen die Rinder durch ein enges Corral, damit das Brandzeichen aufgebrannt werden kann.  Um 08:00 Uhr kam dann Bewegung in die Herde, ähm, ich meine Meute. Mit Gebrüll und noch mehr Brachialgewalt drängten sie in das Innere um hemmungslos zwischen den Regalen zu plündern. Ich zog es vor, noch die Nachrichten und die Stauvorhersage abzuwarten und dann gemächlich einen Einkaufswagen vor mir her zu stoßen. Meine bis dahin noch einigermaßen erträglichen Kopfschmerzen steigerten sich langsam ins unerträgliche.  Während ich dann ganz langsam mich zu den Lebensmitteln durcharbeitete, immer wieder rabiate Anschläge auf meinen Einkaufswagen verhindern mußte (Hey, geben Sie mir meinen Wagen zurück. Wenn Sei einen benötigen, am Eingang stehen die Dinger zu Hunderten rum) wurde mein Agressionspotential langsam in unermessliche Höhen getrieben. Ist doch auch verständlich, oder?  Ihr kennt doch dieses Gedudel im Supermarkt, Hintergrundberieselung um die Kaufwilligkeit zu steigern. Heutzutage wird das ganze ja auch noch in Zielgruppen unterteilt. Irgendein schlauer Werbestratege hat mal festgestellt, das die Top Ten der volkstümlichen Hitparade sich nicht unbedingt verkaufsfördernd auf die Zielgruppe der 20 bis 30-jährigen auswirkt. Kann das auch mal jemand den Eierköpfen bei Real sagen???  Nach einer viertel Stunde volkstümlichen Gedüdels wurde dann auf „Best of Vegas“ umgestellt: Dean Martin, Frank Sinatra, Engelbert.  Bei meiner Wartezeit an der Wursttheke (10 Minuten / Deutscher Schlager / Aggresionspotential bei „TÖÖÖÖTEN“) stellte ich fest, das Wursterzeugnissfachverkäuferinnen prima in das Schema „potentieller Amokläufer“ passen („Datt is eine janz ordinäre Lijoner, die is nich im Anjebot, kannste denn nit lesen, Jabi? Jabi, jeb mir sofort mein Messer wieder!). Und das passende Werkzeug haben die auch noch rumliegen, bzw.  Griffbereit. Ich sollte vielleicht noch erklären, das ich zwischenzeitlich ungefähr 12 Stunden ohne Zigarette war und mein Nikotinspiegel auf ein Nichtexistentes Level gesunken war. Also extrem Reizbar!!!! Mein persönlicher Höhepunkt des Morgens war, als ich dann endlich dran war, und mir meine wohlverdiente Weißwurst einpacken lassen wollte. Da quengelt von hinten so ein scheintoter Rentner, die wolle aber er haben.  Und zu allem Überfluß meint diese Thekenschlampe, äh, Fachkraft, das ginge ja dann schon in Ordnung, Renter gingen vor! Wie bitte? Dann soll der Opa entweder Freitags vorbestellen oder früher aufstehen. Und wenn diese 2 Paar Würste nicht umgehend zu mir über die Theke wanderten, dann sieht sie mal ne Bombe explodieren. Wo gibt‘s denn sowas? Es ist ja schon Schande genug, um kurz vor 09:00 Uhr Morgens mit einem Halbtoten um die letzte Weißwurst zu zanken, aber auch noch mit ner Thekenfachkraft?? Nene.  Nach viertelstündigem Anstehen an der Kasse (Deutscher Schlager und best of Karl Moik gmixt mit einem lockeren „Herr Betz, bitte die 208, Herr Betz bitte“) dann auch endlich die lang ersehnte Flucht aus dem Laden. Wie Ihr ja inzwischen alle wißt, ich versuche das Rauchen aufzugeben. (Jaja, man hat schon Pferde kotzen sehen, ich weiß. Ein bißchen mehr Unterstützung von euch wäre echt prima. Ich kenn euch alle genau, und ich weiß ganz genau, was für ein dreckiges Grinsen über eure Gesichter huscht! ) Diese 15 Minuten an der Kasse waren für mich eine einzige Tortour. Die Sucht (Nimm) - der Kopf (Du willst) - der Körper (die Schachtel hol ich doch ganz easy aus dem Regal) und der Wille (nein-nein-nein?-nein?ohgottichwillunddarfnicht!-ächz-gehtesdavorneauchmalwe iter?-wielangesollichnochderversuchungwiederstehen?). Danch fühlt man sich wie nach einem Marathonlauf ohne jemals dafür trainiert zu haben... Was soll ich noch erklären? Das ich Skorpion bin? Und jeder der mich reizt unverantwortlicher Weise mit seinem Leben spielt? Und ein Skorpion auf Entzug ungefähr das tötlichste ist, was es gibt? Und ein Skorpion, mit Schlafmangel, ohne Nikotin, mit Kopfschmerzen, Hunger und extrem schlechter Laune weil wieder um 150,00 Lappen ärmer, nun definitiv das allertötlichste Wesen auf Gottes Erden ist? Naja, das hat dann dieser impotente Idiot festgestellt, der versuchte auf einem Mutter-Kind-Parkplatz zu parken. Als ich ihm dann fast durch die Frontscheibe gehüpft bin, hat er zackig seinen Rückwärtsgang eingelegt und Gas gegeben (Weichei, Schattenparker) und meine Laune hat sich schlagartig um 100% gebessert. Jaja, so kleine Leichen am Morgen wirken sich wirklich förderlich auf die Laune aus. Gegen 09:30 Uhr habe ich mich dann heim getraut, bin ins Bett gesunken und habe erst mal ein paar Stunden Schlaf nachgeholt (und zu allem Überfluß Steffis Geburtstagsfeiernachholbrunch verpennt, kannst Du mir jemals verzeihen?).  Steffi, ich kann es nur wiederholen: Mea maxima culpa. Aber das nächste Mal bitte Sonntags, da ist das Risiko geringer, das ich das verschwitz.  :o) Jetzt ist das Wochenende ja wieder vorbei und ich kann meine Entzugserscheinungen an meiner lieben Kolegin ausleben. Aber doof ist die ja nicht. Wenn´s bei mir ganz kritisch wird, steckt die mir nen Glimmstengel in den Mund. Ich bin dann meistens sowieso so sehr neben der Kappe, das ich das gar nicht regisitrier und munter daran ziehe. Wow. Das ist ein Gefühl.... So muß sich ein Alkoholiker nach 12 Jahren Entzug fühlen, wenn er seine erste Flasche Jacky kippt. Ziemlich stoned. Und das sogar nur von ner „Light“.  Mein Level liegt nun am Wochenende bei 0 Zigaretten, unter der Woche bei 3 Stück täglich (ohne mein eigenes zutun!!). Wie gesagt, ich halte euch auf dem laufenden.

PS: Inzwischen bei 0!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Dieser Tage hatte ich ein nettes Telefonat mit Dirk (seines Zeichens auch ein Opfer dieser ewigen Mails). Er beklagte sich bei mir über die Schlechtigkeit der Frauen, erst im allgemeinen, dann im speziellen (Thema:

Wieviel Frösche muß ich küssen?). Dazu hätte ich noch was zu schreiben. Auch ich habe diese romantische Vorstellung, das dort draussen mein verzauberter, mir vorbestimmter  Prinz hüpft. Natürlich getarnt in dem üblichen Froschskostüm (Wenn diese romantische Ader von mir öffentlich bekannt wird, dann gibt‘s Ärger [ich habe doch nen schlechten Ruf zu verlieren]). Das Problem wäre, ihn aus den Millionen anderen raus zu finden. Wenn Du mit der Suche anfängst, ist der Markt noch regelrecht überfüllt. Lauter knackige, interessante Frösche mit Perspektive. Mit der Zeit findet scheinbar eine natürliche Auslese statt: konkurrierende Prinzessinnen, zu viele fette Fliegen, der eine oder andere Brunnen mit zuviel „Inhalt“, französische Froschschenkel und natürlich noch die bösen Hexen, die einen poteniellen Froschkönig und Vater Deiner Laich versauen. Je älter Du wirst, desto schlechter die Auswahl. Man fängt an bei Handelsklasse 1A, über 1B,...findet sich irgendwann bei HK4 und am Schluß hat man nur noch Ausschuß vor sich. Das schlimme bei der Sache? Spurlos geht dieses Drama ja auch nicht an einem vorbei. Von der optimistischen Maid, wandelt man sich zur erfahrenen Froschprüferin um dann nach einer weiteren Spanne als frustrierte Matrone irgendwo noch auf Wunder hoffend der Dinge harrend.  Von Ochsenfröschen (bekannt durch das aufgeblasene Gehabe), über einen Grottenolm (der hat sich ausversehen aus seiner Höhle ans Tageslicht verirrt), Kröten (bei denen fängst Du Dir auch noch ne Warze oder nen Herpes ein), Wald- ud Wiesenfrösche (sehen nett aus, haben aber nix auf der Pfanne) und dem berüchtigten Quakfrosch (da kannste küssen wir blöd, der ist und bleibt ein Frosch und wird nie ein Prinz). Glaubst Du wirklich, Du bist der einzige, der langsam aber sicher von Glauben abfällt? Irgendwann fängst Du an, Abstriche bei Deinen Wünschen zu machen. Deine Vorstellung von goldenen Ball wird zur Vorstellung vom Tennisball bzw. Fußball. Manchmal kreuzt ein mehr als interessantes / leckeres Exemplar der Gattung Quakus Rexus (Traumprinzfrosch) Deinen Weg - aber vergiß es, diese leckeren Versuchungen sind soweit weg wie die nächste Sonne, einfach unerreichbar. Also kapitulierst Du und kümmerst Dich wieder um diese Emotionsinvaliden, geistigen Tiefstapler und betest jede Nacht, das Du doch noch nen verborgenen Tümpel findest, in dem „Dein“ Frosch nur auf Dich wartet... Also Dirk, Du bist nicht allein.

Und es geht nicht nur euch Männern so....quack.

Für alle Sadisten: Ich geh wieder ins Training, ausführliche Beschreibung über meine Leiden folgen dann in einer der nächsten Mails.

Und tschüss,

A

PS Für einen Lippenkuß ist die Inbetriebnahme von zwölf Muskeln notwendig, für einen Zungenkuß die von siebzehn. Na dann viel Spaß beim Intensivtraining.