Hallo Fangemeinde,

 

was soll ich sagen? Ich habe eine Schreibblockade. Seit Wochen tippsel ich nun an meinem Festivalbericht rum und komm nicht weiter. Nachdem Harry so lieb war, und meinte, er würde meine Traktate mal gerne ins Internet stellen, wurde ich von einer Schreibblockade größeren Ausmaßes ergriffen (und nicht mehr losgelassen). Ich glaube hier spielen meine Versagensängste einfach nicht mehr mit. Aber lieber geb ich Harry die Schuld, denn er hat mich ja unter Druck gesetzt  :o) Harry, Du bist Schuld!  So, was gibt‘s denn von meiner Seite groß zu berichten? Wenig. Viel. Gar nichts, alles. Das übliche? Mal schauen.

Dann fangen wir mal an. Ich habe mir überleg, ich schreibe den minutiösen Bericht über das Southside-Festival nicht fertig. Das Ding liegt schon seit Wochen zäh in den Entwürfen und ich mach einfach keine Fortschritte. Also bekommt Ihr die arg zusammengeschnipfelte Kurzfassung:

Freitag: Anfahrt, Stau, Einlasschaos, Zeltplatz gefunden, ich zurück zum Auto um noch den Rest zu holen, über diverse Wiesen und Felder gestolpert auf der Suche nach meinem Auto, wollte mir nicht die Blöße geben, umzudrehen und zuzugeben, das ich zu dämlich bin, es zu finden, Gott sei Dank habe ich Sturkopf es doch noch gefunden, zurück zum Zelt, alles eingeräumt, ab vor‘s Zelt, Füße hoch, Fackeln an, gefroren wie ein Affenar... im Mondschein (bei 7-8° über Null), irgendwann Bier in (!) den Schlafsack bekommen, Licht- und Tonproben bis zum frühen Morgen ertragen, in der Nähe ein Partyzelt mit lauter Musik, trotzallem irgendwann geschlafen wie ein Baby.

Samstag: Morgens nochmals ein Probelauf zum Auto um den allerletzten Rest zu holen. Gemütliches Frühstück. Ab 11:00 Uhr Konzertbeginn. Gegen 11:30 Uhr eine kurze Schnupperrunde über das Gelände (damit ich wenigstens sagen kann, ich wa da!), dann wieder ab zum Zelt. War in Bühnennähe, also optimal.  Ja, ich gebe es zu. Ich habe Tool verpennt, Iggy Pop nicht erkannt (der ist ja live obermies), und ab 22:00 Uhr den gesegneten Schlaf eines Kleinkindes gehabt. Also fragt mich nicht, wer alles gespielt hat und wer gut war. Keine Ahnung. Das ist alles irgendwie verschwommen. :o) Nachts irgendwann aufgewacht und beim durchzählen plötzlich einen rapiden Untermieterzuwachs festgestellt. Trotz vorheriger Absage fand ich plötzlich Stephan (selig vor sich hin schnarchend) und Christine (bibbernd an Stephans Seite) neben mir im Zelt. Es sei euch gesagt, in ein 3-Personen-Zelt passen locker auch 4 Menschen.

Sonntag: Viel im Zelt geblieben. Sonnenbrand gepflegt. Nur zwecks Nahrungssuche / -jagd den Schatten verlassen. Und vor lauter Sehnsucht nach hygenischen sanitären Anlagen schon um 18:00 Uhr wieder in Richtung Heimat gepilgert (ja, das Verlangen nach ner schönen, kühlen, sauberen Klobrille war einfach nicht zu unterdrücken). Juchu, ich hab‘s hinter mich gebracht.  Net originell, aber jetzt seit Ihr informiert.

Was gibt‘s sonst noch? Natürlich die Arbeit. Und da ich ja in einer Spedition arbeite, und jeder inzwischen wissen sollte, das in den Speditionen nur Bekloppte rumhüpfen, gibt‘s auch einiges zu erzählen. Wie z.B. einen meiner lieben Kollegen aus München, seines Zeichens Lagermeister und blond! Typ „Taschenlampe ans Ohr und die Augen leuchten auf“. Mein lieber Rainer (so heißt diese wandelnde Katastrophe) wurde vor kurzem von mir zusammengefaltet (O-Ton: Wie soll ich denn hier arbeiten? Keine Kartons, keine Folien, nix, ich bin hier nur am improvisieren, flicke defekte Kartons, zweckentfremde Verpackungen, Scheißladen, schick Material oder ich streike und spreche kein Wort mehr mit Dir). Da ich meine Jungs ja alle gut erzogen habe und sie inzwischen aufs Wort gehorchen (!!!!), wurde meiner Bitte nach ein paar Metern Luftkammernfolie (besser bekannt als Knallfolie) und Kartons in jeder Größe („aber bitte nicht mehr als 5 Stück je Kartonformat“) tatsächlich entsprochen... Ich bekam eine Sendung mit Verpackungsmaterial in verschiedenen Größen. Nun muß ich aber den armen Kerl nochmal die Definition von ein paar Metern und ein paar Kartons erklären!  Ich bin nun stolzer Verwalter von einer Rolle Luftkammernfolie (75m!!!!!!!) und sage und schreibe 64 Kartons in variablen Größen. Habe ich schon erzählt, das unser Büro in Frankfurt nur knappe 100m² groß ist und unsere Abstellkammer aus allen Nähten platzt. Nun sitze ich ca. 5 Minuten am Tag vor dieser Rolle Luftkammernfolie und überlege mir krampfhaft, was ich damit anstellen kann. Alternativplan 1 wäre, falls irgendwelche Heiratswütigen unter euch sind, ein wirklich abgefahrenes Brautkleid daraus zu schneidern.  Alternativplan 2: noch in Arbeit. Anregungen erwünscht.

Und wenn wir schon beim Thema Arbeit sind. Ich habe jetzt eine Kollegin!  Jaja, Ihr lest richtig. Ich dulde ein Weib in meinem Gehege! Und der nächste Hammer: Sie ist 18. Manchmal heftigst überdreht, 50% der Zeit ziemlich schräg unterwegs, einen herrlichen Dickkopf, mit Ihr streiten macht tierisch Spaß. Wir haben den selben Musikgeschmack. Ich bin richtig glücklich mit Ihr. Oh Gott, habe ich das wirklich geschrieben? Ich, die seit 8 Jahren konsequent jedwede Zusammenarbeit mit Frauen ablehnt? Mannomann, ich glaube, die Kleene hat mich wirklich erfolgreich um den Finger gewickelt. Aber man muß Ihr eines lassen, Sie hat es gut gemacht. Ich mag Sie tierisch. Und Sie hat Alex wirklich ersetzt. Ich vermisse den alten Bruddler kaum noch. Na gut, bei Ihr kann ich mich nicht auf den Schoß setzen, meinen Kopf auf der Schulter abparken und über die Schlechtigkeit der Welt mosern, während ich den Nacken gekrault bekomme, aber dafür massiert Sie mir einmal am Tag den Rücken.

Und weiteren Anfragen über mich, meine Abenteuer mit meinem Kreislauf, das Training, darüber wird erst ab Anfang August wieder berichtet, Ihr Geier.  Ihr wollt euch ja nur an meinem Leiden laben. Oh ja, euch wünsch ich auch mal Blasen an den Füßen.

Und was gibt es jetzt noch zu erzählen? Keine Ahnung. Falls mir was einfällt, werde ich euch natürlich ein Brieflein tippen (vorausgesetzt, die Schreibblockade wird nicht wieder schlimmer).

Und nun wieder ein Rundumschlag: Hallo, jeder von euch motzt, ich würde mich viel zu selten bei euch melden. Gut, ich bin nicht mehr mit meinem Telefon verwachsen (was sich übrigens äußerst positiv auf meine Telefonrechnung ausgewirkt hat), ich schreibe auch nicht wie ne Wilde SMS. Aber jeder von euch Adressaten in dieser Mail ist ebenfalls im Besitz eines Telefons, eines Handys oder eines Internetanschlusses.

Aus zuverlässigen Quellen weiß ich, das man auf Mail antworten kann (gelle, Dirk, Kai). Und wenn mich jemand wirklich erreichen möchte, ich bin eigentlich 24/7 über Handy erreichbar. Also hört gefälligst auf, mir den schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben und zeigt mal selber ein bißchen Action. Ich freue mich immer über Mails!

So, genug, das Stückchen war ja schon schwer genug. Ich mach jetzt die verdiente, künstlerische Pause und melde mich wieder, sobald ich wieder ein paar skanadlöse, lustige oder tragische Geschichten zu erzählen habe.

Die barfüßige. A aus F.

PS Dicken Knutscher, hab euch alle leib.