Liebe Internetgemeinde,

 

endlich mal wieder ne Gelegenheit, euch Wehrlosen mit meinen Ergüssen zu quälen.

Nun erst mal die wichtigste Frage: Wo bin ich? In Köln, einer der häßlichsten Flughäfen Deutschlands., wenn nicht sogar der häßlichste.  Die zweitwichtigste Frage: Warum? Warum wohl? Urlaubsvertretung für meinen Kölner Kollegen, damit der mal wieder seinen Kölsch-gestärkten Luxuskörper in Kroatien zwischen Tennisspielen und blonden Avon-Beraterinnen stählen kann.

Die drittwichtigste Frage: Wie lange? Viel zu lange. Ganze 2 Wochen (örgs).

Und glaubt mir, hier können zwei Wochen eine verdammt lange Zeit sein.  Und dann noch: Wo schlafe ich? Hotel Ingeborg, Porz-Wahnheide. Anders ausgedrückt: Mein Kollege muß tatsächlich einen Wahn gehabt haben, als er mich dort einquartiert hat. Der Name verrät schon die Hälfte: Ingeborg (doppelörgswürgkotz).

Werbespruch: Der moderne Mensch sucht immer mehr den gemütlichen Aufenthalt, verbunden mit zeitgemäßem Komfort. (Darf ich mal laut lachen?  Räume, in denen kann man nicht umfallen (2,20m x 3,50m Grundriss, vollgestellt mit Kleiderschrank, Minibar, Tisch, Stühlen, Bett, Nachttisch, Duschkabine. Waschbecken.). Es gibt gar nicht genügend Platz. Dusche auf dem Zimmer. Mmmjaja. Duschkabine eingebaut ins Zimmer, nur mit Vorhang vom Kleiderschrank getrennt.

Reichhaltiges Frühstrücksbuffett? Reichhaltig schon. Schmackhaft? Nein!  Alles angetrocknet? Oh ja! Kopfkissen? Ja. Aber das schönste: Wenn man eine Zeitung drunterlegt, kann man sogar die Artikel durchlesen. Ausstattung?  Eiche rustikal, fehlt nur noch der röhrende Hirsch. Eine Heizung, die selbst, wenn man sie abstellt, noch heizt, Fenster zum hinteren Parkplatz, kaum Luftzirkulation. Ist euch schon mal aufgefallen, das Männer tatsächlich, je später der Abend, um so lauter werden? Vorzugsweise, wenn Sie sturzblau sind? Und das man eine Autotür ungefähr 4x laut zu werfen muß, nur um sicher zu sein, das die Tür auch wirklich zu ist? Und dieses nervige Gepiepse von den Autoalarmanlagen? Oh ja, ich hatte ja noch die Wände in diesem „Hotel“, besser gesagt, Absteige für Idioten und Programmierer, vergessen. Es handelt sich um Rigipswände. Mein Nachbar zu linken: Erst telefoniert er mit seinem Chef und labert irgendwas von Problemen bei den Versuchsläufen, Laufzeitfehlern, etc., duscht dann Stundenlang, geht saufen, macht nen Höllenlärm bei der Rückkehr, geht wieder duschen (Nachts um halb 12! Dreieinhalb Stunden nach der letzten Dusche). Geht ins Bett und fängt in einer unsäglichen Lautstärke an zu schnarchen. Prost-Mahlzeit sage ich da nur. Der Zimmernachbar zur Rechten ist übrigens auch nicht viel besser.  Morgens am Frühstücksbuffett die Disskussionen der Rezeption mit der Putzfrau, ob diese nun die Toiletten zu putzen hat oder nicht...  Der Wasserablauf des Waschbeckens in meinem Zimmer tropft, der Radiowecker hat nen Schlag weg, der Fernseher hat auch schon bessere Zeiten erlebt, die Übergardine hing wohl schon unter Kaiser Willhelm, gemäß den Preisen für die Minibar erleben wir gerade eine ähnliche Inflation wie 1923.  Und die Reaktion der Kollegen? Such Dir doch ein neues Hotel. Würde ich ja gerne, aber hier läuft gerade ne Messe an, gibt also keine freien Zimmer mehr. Ich sage nur: Danke für‘s Gespräch.

Naja, irgendwie werde ich meine Zeit hier hoffentlich absitzen. Langweilig wird es auf keinen Fall. Wer in diesen Tagen probiert, Sendungen z.B. nach Pakistan zu versenden, weiß wovon ich spreche. Und der Export für USA entwickelt sich gerade auchzu einem Krimi.

Und der Horror nimmt immer größere Ausmaße an. Noch so ne Woche und ich spring hier im Büro aus dem Fenster (lohnt sich, 3ter Stock).  Habe seit Montag keine Nacht durchgeschlafen. Habe gelernt, das Programmierer äußerst laute Personen sind. Diese Auseinandersetzungen auf dem Gang, bei denen die Jungs sich immer gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben, werden zu jeder erdenklichen Tages- und Nachtzeit geführt.  Können die sowas nicht via Mail? Obwohl, dann würde ich die ganze Zeit das klappern der Tastatur hören....

Und dann wohnen noch so ein paar ekelhafte Frühaufsteher einen Stock über mir, die duschen ab kurz nach 5 immer ewig. Naja, bin aber jetzt immer zwischen 5 und 7 wach. Dann wird es endlich wieder ruhig im Haus, schlafe dann bis kurz vor 8, quäle mich zum Frühstück (bereue es nach dem ersten Biß ins Brot sofort) und schaffe es um spätestens halb 9 im Büro zu sein.  Was freue ich mich auf‘s Wochenende. Obwohl, mal abwarten, da werde ich dann auf so ne komische Geburtstagsparty von so nem Freak mitgeschleppt. Wie war das? Er feiert seinen 30sten mit Dracula und ner Menge anderer Bekloppter in einem Frankfurter Krankenhaus?

Entweder das wird einer der sinnlostesten Abende meines Lebens oder es kommt doch noch was dabei raus.

Gibt es vielleicht was erfreuliches von hier zu berichten? Naja, wer grauen Himmel, dicke Wolken und sintflutartige Regenfälle mag, dem könnte es wahrscheinlichhier gefallen. Für die Fans von grauem Beton, Umbauarbeiten im Nachbarbüro, wenig grün und viel Flugzeugabgasen könnte das hir die Erfüllung des Lebens sein.

Sodele, das war‘s. Ich verlaß jetzt das Büro fluchtartig. Keine Lust mehr.  Für alle die versuchen, mich auf dem Handy zu erreichen: Is nich, habe in dieser „tollen“ Absteige für Arschlöcher keinen Empfang. Wenn also was wirklich dringendes sein sollte, dann bitte über‘s Firmenhandy.  Ansonsten steht euch mein Mailaccount jederzeit zur Verfügung.

Gruß & Kuß,

hab euch alle lieb.

eine verwirrte / verzweifelte / überarbeitete / genervte / reif dür die Nervenheilanstalt / tierisch müde A aus zur Zeit K.